Törnbericht Türkei 2006
Wir entfliehen dem feucht -kalten Herbst in Deutschland und verbringen die ersten
14 Oktobertage in der sonnig warmen Türkei bei mäßig starken 4er oder 5er NWWind,
der abends einschläft und am nächsten Morgen mit uns so gegen 10 Uhr
wieder aufsteht.
So weit die Theorie, der Wunsch und die Hoffnung.
Doch was uns abends um 22 Uhr am Flughafen Dalaman empfing, war alles andere als
freundlich. Es war kalt und es regnete zu einem böigen Wind.
Auch am nächsten Tag rollten in regelmäßigen Abständen Regenschauer über uns und
unserer Bavaria 39 Cruiser hinweg. Doch die Urlaubszeit ist kostbar und Landratten wie
wir können natürlich kein besseres Wetter abwarten, also verlassen wir den Hafen und
quälen uns 3 Stunden mal mit Segeln, mal mit Motor in die Bucht Kadriga, wo wir unter
Anker übernachten.
Am nächsten Morgen begrüßt uns die Sonne und rechtzeitig nach dem Frühstück setzt
der erwartete NW Wind ein. Bereits gegen 14:00 wird unsere Bavaria bei 5-6 Bft und
mit 5 bis 7 kn entlang der Küste -Kurs SO- vorangetrieben und trotz einem Reff immer
wieder tief in die Wellen gedrückt. Das ist das Segeln, das uns spaß macht. In der
weitläufigen Bucht von Bozburun wird es wieder ruhiger, so daß wir wieder –auch
wegen der abgelenkten Winde- die letzten 3 sm unter Motor in den Hafen einfahren.
Bozburun ist ein sehr enger Hafen, so daß Frühankommer wegen des zu erwartenden
Ankersalats höchstwahrscheinlich auch wieder als letzte herausfahren; kommst Du
allerdings zu spät, so ist der kleine Hafen bereits überfüllt und du bleibst draußen auf
Reede neben dem Hafen.
Der Folgetage ist geprägt von Flaute, Baden auf See, Tümpeln bei 0,5 kn, so daß wir
unsere Nordwestbucht Hisarönü haarschaft vor dem Dunkelwerden erreichen. Wir
werfen Anker über Sand und schwojen.
Auf der Rückfahrt westlich Richtung Datca, haben wir einen ungewöhnlichen Südwind,
der kontinuierlich an Stärke zunimmt und bereits Mittags 1½ m hohe Wellen vor sich
herschiebt. Wir rasen bereits mit 2 Reffs und können nur noch unter Schutz der Insel
Symi zurückkreuzen, da es hier oben keine geschützte Bucht oder Hafen gibt. Datca ist
zu offen um bei auflandiger See einzulaufen (wir haben erst vor 2 Jahren erleben
dürfen wie diese Wellen Boote und Steg zertrümmern kann, wenn Segler zu fahrlässig
Anker werfen. Also motoren wir durch die Durchfahrt zwischen Nordinsel und Symi und
kreuzen dann gleich wieder unter Segel, da mit der Maschine kein Gegenankommen
war. Omos Pedi, eine tief einschneidende Bucht war unsere Rettung, wo wir im Scheitel
auf 15m ankern und dabei alle Kette stecken die wir haben, denn der böige Wind zerrt
unablässig an der Kette.
Der Wind pfeift durch die Wanden und treibt die kabbelige Gischt durch die Bucht. Wir
sind ständig um die Ankerkette herum am Kurven fahren und schaffen dabei fast immer
unsere 270°. Da hilft nur eins – mit einer Buddle Rotwein auf Ankerwache zu gehen.
Unvermindert tobt dort draußen der Wind, aber hier 24 Stunden vor Anker zu liegen,
und dem Nichtstun ausgesetzt, das wäre noch viel schlimmer. Also schlüpfen wir in
unsere Regenkombis und queren die Bay mit 2 Reffs am Halbwind. Es folgen 5
Stunden Spaß pur, auch wenn die Gischt von stbd, von bckbd und von vorne überkam.
Den Anlegerschluck in Bozburun haben wir uns wahrhaftig hart erkämpft.
Die Sturmfront ist durch und es dauert einen ganzen Tag bis der Wind weis was er will,
also schippern wir gemütlich an die SW Spitze von Symi und ankern in der weiten Bucht
von Panormitis und besuchen das dortige Kloster.
Am nächsten Morgen lacht uns die Sonne entgegen. Heute wird es endlich wieder NWWind
geben. Und genau der bringt uns –wie erwartet bei 5-6 bft in rascher Fahrt nach
Bodrum.
Die Folgetage werden von einem beständigen NWer, Sonne, Baden, Buchteln und Spaß
pur geprägt.
Nur Schade, dass die 13 Segeltage viel zu schnell zu Ende gehen und hätte ich nicht
diesen Bericht verfasst, hätte ich schon wieder vergessen wie oft ich während des SWindes
mit Astraios und Poseidon gehadert hatte.
Heinz Tobisch